Iden Sungyoung Kim
Iden Sungyoung Kim ist eine künstlerische Forscherin, die die politischen Ironien tief verwurzelter, unsichtbarer Regime beobachtet, untersucht, dokumentiert und rekonstruiert. Diese Regime haben sich durch die brutale Wiederholung und Transformation der Menschheitsgeschichte seit dem Zweiten Weltkrieg perpetuiert. Sie erforscht den soziopolitischen Diskurs und die Polarisierung der Nuklearforschung und zielt darauf ab, durch ihre Video-, Foto- und Installationsarbeiten eine kritische Auseinandersetzung mit aktuellen politischen, technoethischen und ökologischen Herausforderungen anzuregen. Besonders interessiert an den politischen Narrativen von Mikrogeschichten, die in Makrogeschichten verborgen sind, hat sie sich mit soziopolitischen Debatten zu Behinderung und der Praxis der Fürsorge auseinandergesetzt, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen mit körperlicher Behinderung.
Ihre Arbeiten wurden international präsentiert und ausgezeichnet, unter anderem in Berlin, London, Seoul, Venedig, Stockholm, Peking und Kyoto. Nach ihrer Residency an der Cité internationale des arts im Jahr 2024 wird sie 2025 am Helsinki International Artist Programme teilnehmen.
Hypocenter, 2024Vom Manhattan-Projekt bis zum Nuklearunfall in Fukushima hat sich die Terminologie einer nuklearen Explosion im Kontext ihrer politischen und ökologischen Umstände gewandelt. Wie viele andere wissenschaftliche Experimente erfordert die Kernforschung nicht nur enorme wirtschaftliche und akademische Ressourcen, sondern auch politische Übereinstimmung aufgrund ihrer Komplexität und Auswirkungen. Sie berührt grundlegend multinationale Interessen und setzt daher differenzierte politische Verhandlungen voraus.
In Kombination mit zweikanaligen Videos aus der Archivrecherche der Künstlerin untersucht Kim’s Foto- und Klanginstallation Hypocenter das kollektive Gedächtnis von Imperialismus und Kolonialismus, das im nuklearen Diskurs verwurzelt ist. Der Begriff „Hypocenter“ bezeichnet den Ort, an dem die nukleare Tragödie das Paradigma der Menschheit in Politik, Wirtschaft und Ökologie verändert hat. In Kims Installation werden analoge Fotografien des Kenotaphs für koreanische Zwangsarbeiter*innen während der japanischen Kolonialherrschaft mit Alarmsignalen eines Geigerzählers aus Hiroshima und Nagasaki kombiniert. Als zeitgenössisches Zeugnis der (post-)kriegsbedingten Generation repräsentiert Hypocenter nicht nur vielschichtige postkoloniale Diskurse. Durch einen dokumentarischen Blick und Archivrecherchen fokussiert die Arbeit auch auf das dominante soziopolitische Ethos aktueller internationaler Konflikte und auf das kollektive Gedächtnis, das sich in der imperialistischen Erzählung über historische Minderheiten manifestiert.