Arijit Bhattacharyya
Arijit Bhattacharyya wurde in Bally, Westbengalen geboren, und bewegt sich mit seiner Arbeit in einem vielfältigen Spektrum, das Installationen, Textilien, Zeichnungen, Malerei, Film, Publikationen, Performances und kulinarische Kunst umfasst. Seine Praxis geht über reine Ästhetik hinaus und setzt sich mit komplexen historischen Erzählungen, ökologischen Verflechtungen und den Auswirkungen von Machtstrukturen auseinander. Im Mittelpunkt steht die kritische Auseinandersetzung mit anthropozentrischen Perspektiven. Arijit erforscht alternative Denkweisen, die die Grenzen zwischen verschiedenen Lebensformen auflösen und eine dezentralisierte Perspektive auf die Existenz ermöglichen. Mit spekulativen Zukünften hinterfragt er festgefahrene Hierarchien und entwickelt neue Systeme, die symbiotische und widerstandsfähige Alternativen zu Unterdrückung und Ungerechtigkeit bieten.
Arijit nimmt sich bewusst die Freiheit, bestehende Machtverhältnisse zu karikieren und deren scheinbare Unantastbarkeit zu erschüttern. Seine Arbeit basiert auf kollektiver Zusammenarbeit und schafft Räume für den Austausch unterschiedlichster Stimmen. Durch interdisziplinäre Projekte möchte er intime wie ideologische Dialoge anregen und die Spuren von Hegemonie und Kapitalismus in der globalen Realität kritisch beleuchten. Sein Ziel ist es, neue Formen des Zusammenlebens zu imaginieren und verborgene Widerstandsfähigkeit innerhalb von Machtstrukturen aufzudecken.
Arijit hat an der Bauhaus-Universität Weimar sowie an der Maharaja Sayaji Rao University of Baroda studiert.
Unter Rückgriff auf André Lepeckis Konzept der Unterscheidung zwischen einem/r passiven Zuschauer*in und einem aktiven, verantwortlichen Zeugenden, wird das Publikum hier nicht bloß als Beobachter*in positioniert, sondern als Mitforschende und Erzähler*in dieser gewaltsamen Geschichten. Dadurch wird das Zeugnisgeben als ethisches und politisches Gebot reaktiviert. Als Migrant und Pädagoge in der deutschen Hochschullandschaft setze ich mich mit dem Verlust menschlicher Würde in rechtsradikalen wie konservativen Diskursen auseinander, die systematisch die Schwächsten der Gesellschaft entmenschlichen.
Der Titel Die Nacht des langen Schweigens bezieht sich auf die wiederholten Versuche von Vili Viorel Păun, die Notrufzentrale in zu erreichen, um über die Schießerei in Hanau zu berichten, die sich 2020 ereignete. Păun rief fünfmal an, wobei zwei Versuche erfolglos blieben. Während der drei erfolgreichen Anrufe stieß er jedoch auf Stille, da die zuständige Person den Notruf verließ, um auf die Schüsse am Heumarkt zu reagieren. Kurz darauf wurde Păun vom Schützen erschossen. Das Projekt zielt darauf ab, das Zeugnisgeben in einen politischen Akt des kollektiven Erinnerns und der Verantwortung zu transformieren.
Arijit Bhattacharyya